Risikomanagement

So stärken Sie Ihre Lieferantenbeziehungen

Bildquelle: Charles Deluvio / Unsplash

Krisen wie die Corona-Pandemie setzen Unternehmen aller Branchen, auch die der Lebensmittelbranche, unter Druck. Es kommt zu massiven Absatzschwankungen aufgrund von geänderten Nachfrageverhalten, mit der Konsequenz von überfüllten oder leeren Lagern. Hinzu kommen Lieferketten, die wegen regionaler Shutdowns und Grenzschließungen sowie aufgrund von Insolvenzen einiger Zulieferer ins Stocken geraten oder ganz zusammenbrechen.

Probleme für Händler

Krisen wie Corona führen oft zu einem vom Normalzustand signifikant abweichenden Kaufverhalten. So wurden zu Beginn der Krise manche Produkte sehr viel mehr gekauft – etwa Konserven, Mehl oder Milch, aber auch Hygieneprodukte. Gleichzeitig brachen ganze Abnehmerbranchen weg wie zum Beispiel die Gastronomie, die Hotellerie und das Catering. Das bedeutete: Zum einen benötigte der Handel plötzlich viel mehr Ware in kürzester Zeit und zum anderen blieb er auf Überkapazitäten sitzen.

Quelle: Carsten Hoppen

Probleme für Hersteller

Hersteller haben in Krisen mit ähnlichen Problemen zu kämpfen. Hier traf bei Corona der Wegfall der Gastronomie Teile der Branche, vor allem die Getränkewirtschaft, besonders hart. Die Lager füllten sich ohne Aussicht auf Abnahme. Gerade für kleinere und regional agierende Hersteller, denen die Umsätze einbrachen, war und ist das existenzbedrohend.

Andererseits mussten viele Hersteller plötzlich die Produktion hochfahren, was auch zusätzliche Belastungen für die Liquidität bedeutete. Hinzu kamen Schwierigkeiten in der Logistik von Lieferketten, weil der Warenfluss durch Grenzschließungen ins Stocken kam.

Zentrale Aspekte für Lösungen

Die derzeitige Krise zeigt, dass in solchen Situationen vor allem drei Aspekte wichtig sind:

  1. Flexibilität:
    Handel und Produzenten müssen beispielsweise auf massive Abnahmeschwankungen kurzfristig reagieren können. Dies kann bedeuten, dass Liefermengen erhöht, Lieferzeiten verkürzt oder die Zahl der Lieferungen heraufgesetzt werden müssen – oder jeweils das Gegenteil. Dazu müssen flexible Prozesse existieren, die dies zulassen. Hierzu ist es essenziell, dass entsprechende Tools vorhanden sind. Liefermengen und -zeiten sowie die Taktung von Lieferungen müssen ebenso wie Einkaufspreise und die damit verbundenen Zahlungsziele innerhalb kürzester Zeit an neue Rahmenbedingungen angepasst werden können.
  2. Liquidität:
    Cash is King! Jede der vergangenen Krisen hat den Marktteilnehmern vor Augen geführt, wie wichtig das Working Capital und der damit verbundene Zugang zu Liquidität sind. Wie in der Vergangenheit belegt, ist die Kreditvergabe durch Banken und Finanzdienstleister in Krisenzeiten erschwert, teuer oder für manche Unternehmen gar unmöglich. Gleichzeitig entstehen Situationen, in denen plötzlich mehr Arbeitskapital benötigt wird, zum Beispiel um sprunghaft erhöhten Material- und Personalaufwand bedienen zu können. Hier braucht es moderne und flexible Lösungen wie Supply Chain Finance, um die meist gegenläufigen Bedürfnisse von Lieferanten und deren Abnehmern zu harmonisieren: früherer Zahlungseingang bei ersteren, spätere Zahlungsziele bei letzteren.
  3. Stabile und nachhaltige Lieferketten:
    Viele Lieferketten sind heute hochkomplex, sehr international und intransparent. Das macht sie anfällig für unvorhergesehene Ereignisse. Transparente und nachhaltige Lieferketten lassen Schwachstellen schneller erkennen. Zudem zeigen Studien, dass nachhaltig wirtschaftende Lieferanten auch finanziell stabiler sind. Finanzierungsmodelle, die Nachhaltigkeit in der Lieferkette belohnen, können dabei einen wichtigen Beitrag leisten.

Checkliste für Unternehmen der Lebensmittelbranche

  1. Stellen Sie sicher, dass ihre Einkaufs-, Liefer- und Produktionsprozesse kurzfristig angepasst werden können. Dies gilt vor allem für Liefermengen und -konditionen sowie bei Herstellern auch für die Produktionsmengen.
  2. Überprüfen Sie regelmäßig, ob das vorhandene Working Capital solche Anpassungen aufgrund massiver Marktveränderungen innerhalb kurzer Zeit abfangen kann – sowohl bei einbrechender als auch stark steigender Nachfrage.
  3. Welche Finanzierungsmöglichkeiten innerhalb der Lieferkette stehen Ihnen zur Verfügung? Wie belastbar und flexibel anpassbar sind diese in Krisenzeiten?
  4. Überprüfen Sie, wie schnell und flexibel Sie Zahlungsziele und -konditionen verändern können, wenn Sie kurzfristig Liquidität benötigen.
  5. Überprüfen Sie, ob Sie über Tools und Prozesse verfügen, die es gleichzeitig erlauben:
    – Lieferanten durch Verkürzung der Zahlungsziele entgegenzukommen, ohne dabei selbst in Liquiditätsengpässe zu geraten.
    – Abnehmern im Falle knapper werdenden Working Capitals eine Verlängerung der Zahlungsziele zu ermöglichen, ohne dass Ihre Lieferanten Nachteile erleiden.
  6. Prüfen Sie, ob Plattformen zur Lieferkettenfinanzierung für Ihr Unternehmen geeignet sein können, um Zahlungskonditionen und -ziele auf die genannte Weise flexibel anzupassen.
  7. Achten Sie auf größtmögliche Transparenz Ihrer Lieferkette(n), sodass sich Schwachstellen schnell und eindeutig erkennen und beheben lassen.
  8. Stellen Sie Ihre Lieferketten nachhaltig auf. Nutzen Sie Lösungen im Bereich nachhaltiger Lieferkettenfinanzierung, die Lieferanten für nachhaltiges Wirtschaften belohnen.
  9. Dabei kann es für Lieferanten sinnvoll sein, die Nachhaltigkeit des Unternehmens über sogenannte ESG-Ratings bewerten zu lassen. Nachweislich nachhaltig wirtschaftende Lieferanten können so von verbesserten Konditionen profitieren.
    (Quelle: Traxpay)