Regiebetriebe und selbstständige Betriebe im Lebensmittelhandel: Wir erklären den Unterschied und geben Einblicke in die jeweiligen Konzepte.
Was ist ein selbstständiger Betrieb?
Bei selbstständigen Betrieben gehört dem Kaufmann selbst das Geschäft. Es gibt auch selbstständige Händler mit mehreren Filialen. Das Konzept funktioniert nicht nur bei Einzelbetrieben, sondern ist auch bei großen Markt-Ketten möglich. So gibt es beispielsweise bei den Unternehmen Rewe und Edeka beide Formen: sowohl Regie- als auch selbstständige Betriebe. Dabei muss sich der Kaufmann zwar mit der Zentrale abstimmen, doch durch Individualität kann er sich durchaus profilieren.
Je nach Standort können verschiedene Besonderheiten geboten werden, zum Beispiel:
Regionalität, um die Produkte von Landwirten der Umgebung anzubieten
Eine besonders umfangreiche Weinabteilung
Thekenbereich(e) wie eine Käse-, Fleisch- oder Fischtheke; gerne auch alle in einem Markt
selbstbetriebene Gastronomiestationen im Markt
Marktgestaltung
Selbstständige Betriebe sind in der Regel Teil einer Genossenschaft. Dadurch greift das Genossenschaftsprinzip: Sie haben ein Mitspracherecht bei den Entscheidungen, die die Zentrale fällt und können gegen unliebsame Maßnahmen Einspruch erheben. Eine Genossenschaft ist eine Gesellschaft mit begrenzter Mitgliederzahl. Ihr Hauptziel ist nicht zu wirtschaften, sondern ihre Mitglieder durch den gemeinsamen Geschäftsbetrieb sozial und kulturell zu fördern.
Was ist ein Regiebetrieb?
Bei Regiebetrieben entscheidet die Zentrale des jeweiligen Unternehmens, welches Konzept in einer Filiale umgesetzt wird. Der Marktleiter erhält also Order „von ganz oben“ und hat nur geringen Einfluss darauf, welche Produkte verkauft werden und welche nicht. Für die leichtere Orientierung der Kunden ist jeder Laden ähnlich aufgebaut. Auch Sortiment und Werbung der Filialen stimmen weitestgehend überein. Abweichungen treten in der Regel nur auf, wenn es die Gebäudestruktur erfordert. So wird zum Beispiel das Sortiment bei Platzmangel reduziert, in größeren Filialen ist es umfangreicher.
Exkurs: Discounter Discounter gelten als klassische Regiebetriebe. Während Supermärkte durchschnittlich zwischen 12.000 und 25.000 Artikel anbieten, führen Discounter in der Regel zwischen 1.200 und 3.000 verschiedene Artikel. Dabei werden hauptsächlich Fast Moving Consumer Goods (FMCG) verkauft, also Verbrauchsgüter, die regelmäßig nachgekauft werden wie zum Beispiel Nahrung und Kosmetik. Dieses eingeschränkte Sortiment ist darin begründet, dass es schlichtweg wirtschaftlicher ist. Ebenso ist dank der geringeren Mengen vieles einfacher, beispielsweise die Logistik. Um marktfähig gegenüber Aldi und Lidl zu bleiben, gründeten die Rewe und die Edeka deshalb eigene Discounter: Penny und Netto.
Entstehungsgeschichte einer Supermarkt-Kette: Rewe
1927 gründen 17 Einkaufsgenossenschaften in Köln den „Revisionsverband der Westkauf-Genossenschaften“, kurz: Rewe. Aufgrund von Warenknappheit während des zweiten Weltkriegs gründet die Rewe eine Konservenproduktion und beginnt selbst zu produzieren.
Ende der 1940er werden die ersten Handelsmarken eingeführt. Meist handelt es sich um abgepackte Grundnahrungsmittel, die den Bedarf da decken sollen, wo Markenanbieter nicht ausreichend oder nur zu hohen Preisen liefern können.
1972 beginnt die neue Rewe AG mit der Förderung des selbstständigen Einzelhandels.
1974 beteiligt sich die Rewe an der Leibbrand-Gruppe, die ein Jahr zuvor den ersten Penny-Markt in Limburg an der Lahn eröffnet hatte.
1988 steigt die Rewe-Handelsgruppe in die Touristikbranche ein.
1989 übernimmt die Rewe die Leibbrand-Gruppe und weiht in der ehemaligen DDR (Potsdam) den ersten Penny-Discounter ein.
1993 beginnt die Rewe ihre Expansion ins Ausland, unter anderem nach Italien, Spanien, Frankreich und Österreich, Ungarn und Polen. Zudem wird das eigene Touristikgeschäft ausgebaut.
1998 eröffnet das Unternehmen den ersten Toom-Baumarkt.
In den 2000ern modernisiert die Rewe ihre Filialen und es findet eine umfassende Neupositionierung statt. Diese schließt grundlegende Strukturreformen und die Eingliederung von rund 3.000 Märkten (miniMal, HL, Stüssgen und Otto Mess) in die „neue Rewe“ ein.
2009 wird die Eigenmarke „Rewe Feine Welt“ eingeführt, mit der ausgewählte Produkte der Feinkost in bundesweiten Rewe Märkten geboten werden. Des Weiteren eröffnet in Köln der erste Temma, eine moderne Interpretation des Tante-Emma-Ladens und das Konzept „Rewe To Go“ als gesunde Alternative zu Fast-Food-Buden wird ins Leben gerufen.
2012 führt Penny als erster Discounter in Deutschland Produkte unter eigenem Namen ein. Ende des Jahres umfasst das Sortiment bereits mehr als 200 Produkte.
Seit 2013 setzt sich die Rewe vermehrt für Nachhaltigkeit ein. Zum Beispiel sollen die Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 2006 um die Hälfte gesenkt werden.
Gut zu wissen Eine Einkaufsgenossenschaft ist der Zusammenschluss selbstständiger mittelständischer Einzelhändler mit dem Ziel, durch gemeinsamen Einkauf bessere Preiskonditionen zu erreichen. Des Weiteren übernimmt die Genossenschaft weitere Dienstleistungen für ihre Mitglieder, wie die Beratung bezüglich Finanzierung, Sortiment oder Werbung. Ebenso nimmt sie Betriebsvergleiche und Standortanalysen vor.
Entstehungsgeschichte einer Discounter-Kette: Aldi
1913 nimmt der Vater der beiden späteren Unternehmensgründer Karl und Theo Albrecht in Essen-Schonnebeck den „Handel mit Backwaren“ auf. Ihre Mutter, die ebenfalls aus einer Händlerfamilie stammt, eröffnet ein Jahr später ihren ersten Lebensmittelladen.
1945 übernehmen die Brüder den Familienbetrieb und bauen ihn schon drei Jahre später zum Filialbetrieb um. Ihr Konzept: ausgewähltes Sortiment, gute Warenqualität, niedrige Preise und geringe Kosten.
1954 gehören bereits 77 Verkaufsstellen zum Filialnetz, ein Jahr später existieren 100 Filialen in Nordrhein-Westfalen.
1961 beschließen die Gebrüder Albrecht, das Filialnetz unter sich aufzuteilen. Karl konzentriert sich auf den südlichen, Theo auf den nördlichen Teil Deutschlands. Familiär verbunden arbeiten beide Unternehmen seither eng zusammen. Ein Jahr später wird die bisherige „Albrecht KG“ umgetauft in Aldi (für „Albrecht Diskont“). Das Prinzip: „Konzentration auf das Wesentliche“ – den Kunden. Dieser soll bei Aldi eine Auswahl an qualitativ hochwertigen Produkten zu niedrigen Preisen erhalten. Dafür verzichtet man gern auf aufwendige Ladengestaltung oder laute Werbung.
Seit den 1960ern und 1970ern wird das Aldi Preis-Leistungs-Verhältnis zum besten Werbeträger, der sich nach wie vor bewährt. Bis heute wird das Sortimentsangebot regelmäßig erweitert.
In den 1990ern werden sogenannte Luxusgüter ins bis dahin reine FMCG-Sortiment aufgenommen. Darunter sind Elektronikartikel wie Fernseher, hochwertiges Olivenöl und Gourmetprodukte. Das Angebot an Bio-Produkten und nachhaltigen Produkten wächst ebenfalls stetig.
2016 und 2017 begannen Aldi Süd und Aldi Nord mit einer Neugestaltung der Filialen, um an die Konkurrenz der Discounter und Supermärkte wieder aufzuschließen.
Die Behauptung, dass Aldi aufgeteilt wurde, weil sich die Gebrüder nicht über die Aufnahme von Zigaretten in das Sortiment einigen konnten, wurde nie offiziell bestätigt.
Auch die Gerüchte einer Fusion werden stets dementiert. Aktuell ist lediglich die Angleichung von Produkten in Nord und Süd vorgesehen.
Es gibt kein „besser“ oder „schlechter“
Die Besitzer selbstständiger Betriebe wirtschaften in eigener Verantwortung. Durch großes persönliches Engagement sind sie oft erfolgreich. Regiebetriebe haben für die großen Handelszentralen unter anderem den Vorteil, dass neue Konzepte und Ideen ausprobiert werden können. So ist beispielsweise das 2009 ins Leben gerufene Regiekonzept „Rewe To Go“ eine gesunde Alternative zu Fast-Food-Angeboten. Der Marktleiter eines Regiebetriebs gilt im Markt zwar als Chef, ist letztendlich aber ein Angestellter, der im Gegensatz zum Leiter eines selbstständigen Betriebs ein festes Gehalt bekommt.
In aller Kürze
Der selbstständige Händler entscheidet vieles selbst und hat in einer Genossenschaft sogar ein Mitspracherecht bei den Entscheidungen der Zentrale.
Beim Regiebetrieb entscheidet die Zentrale fast alles.
Fast Moving Consumer Goods (FMCG) sind Verbrauchsgüter, also solche, die regelmäßig nachgekauft werden
Rewe entstand, damit selbstständige Kaufleute durch größere Warenmengen günstiger einkaufen können.
Die Edeka entstand 1898, als sich 21 Kaufleute zur „Einkaufsgenossenschaft der Kolonialwarenhändler im Halleschen Torbezirk zu Berlin“ (kurz: E. d. K.) zusammenschlossen.
Aldi entstand aus einem Familienbetrieb heraus. Der Kunde soll eine Auswahl an qualitativ hochwertigen Produkten zu niedrigen Preisen erhalten.
Da der Name „Lidl“ bereits Bestandteil der Firma seines Vaters war (Lidl & Schwarz KG), kaufte Dieter Schwarz, die Namensrechte vom pensionierten Berufsschullehrer Ludwig Lidl ab. Dadurch konnte er sich rechtlich absichern. 1973 eröffnete die erste Lidl-Filiale.
Regiebetriebe und selbstständige Betriebe im Lebensmittelhandel: Wir erklären den Unterschied und geben Einblicke in die jeweiligen Konzepte.
Was ist ein selbstständiger Betrieb?
Bei selbstständigen Betrieben gehört dem Kaufmann selbst das Geschäft. Es gibt auch selbstständige Händler mit mehreren Filialen. Das Konzept funktioniert nicht nur bei Einzelbetrieben, sondern ist auch bei großen Markt-Ketten möglich. So gibt es beispielsweise bei den Unternehmen Rewe und Edeka beide Formen: sowohl Regie- als auch selbstständige Betriebe. Dabei muss sich der Kaufmann zwar mit der Zentrale abstimmen, doch durch Individualität kann er sich durchaus profilieren.
Je nach Standort können verschiedene Besonderheiten geboten werden, zum Beispiel:
Selbstständige Betriebe sind in der Regel Teil einer Genossenschaft. Dadurch greift das Genossenschaftsprinzip: Sie haben ein Mitspracherecht bei den Entscheidungen, die die Zentrale fällt und können gegen unliebsame Maßnahmen Einspruch erheben. Eine Genossenschaft ist eine Gesellschaft mit begrenzter Mitgliederzahl. Ihr Hauptziel ist nicht zu wirtschaften, sondern ihre Mitglieder durch den gemeinsamen Geschäftsbetrieb sozial und kulturell zu fördern.
Was ist ein Regiebetrieb?
Bei Regiebetrieben entscheidet die Zentrale des jeweiligen Unternehmens, welches Konzept in einer Filiale umgesetzt wird. Der Marktleiter erhält also Order „von ganz oben“ und hat nur geringen Einfluss darauf, welche Produkte verkauft werden und welche nicht. Für die leichtere Orientierung der Kunden ist jeder Laden ähnlich aufgebaut. Auch Sortiment und Werbung der Filialen stimmen weitestgehend überein. Abweichungen treten in der Regel nur auf, wenn es die Gebäudestruktur erfordert. So wird zum Beispiel das Sortiment bei Platzmangel reduziert, in größeren Filialen ist es umfangreicher.
Discounter gelten als klassische Regiebetriebe. Während Supermärkte durchschnittlich zwischen 12.000 und 25.000 Artikel anbieten, führen Discounter in der Regel zwischen 1.200 und 3.000 verschiedene Artikel. Dabei werden hauptsächlich Fast Moving Consumer Goods (FMCG) verkauft, also Verbrauchsgüter, die regelmäßig nachgekauft werden wie zum Beispiel Nahrung und Kosmetik. Dieses eingeschränkte Sortiment ist darin begründet, dass es schlichtweg wirtschaftlicher ist. Ebenso ist dank der geringeren Mengen vieles einfacher, beispielsweise die Logistik. Um marktfähig gegenüber Aldi und Lidl zu bleiben, gründeten die Rewe und die Edeka deshalb eigene Discounter: Penny und Netto.
Entstehungsgeschichte einer Supermarkt-Kette: Rewe
Diese und weitere Informationen finden Sie hier.
Eine Einkaufsgenossenschaft ist der Zusammenschluss selbstständiger mittelständischer Einzelhändler mit dem Ziel, durch gemeinsamen Einkauf bessere Preiskonditionen zu erreichen. Des Weiteren übernimmt die Genossenschaft weitere Dienstleistungen für ihre Mitglieder, wie die Beratung bezüglich Finanzierung, Sortiment oder Werbung. Ebenso nimmt sie Betriebsvergleiche und Standortanalysen vor.
Entstehungsgeschichte einer Discounter-Kette: Aldi
Diese und weitere Informationen finden Sie hier.
Die Behauptung, dass Aldi aufgeteilt wurde, weil sich die Gebrüder nicht über die Aufnahme von Zigaretten in das Sortiment einigen konnten, wurde nie offiziell bestätigt.
Auch die Gerüchte einer Fusion werden stets dementiert. Aktuell ist lediglich die Angleichung von Produkten in Nord und Süd vorgesehen.
Es gibt kein „besser“ oder „schlechter“
Die Besitzer selbstständiger Betriebe wirtschaften in eigener Verantwortung. Durch großes persönliches Engagement sind sie oft erfolgreich. Regiebetriebe haben für die großen Handelszentralen unter anderem den Vorteil, dass neue Konzepte und Ideen ausprobiert werden können. So ist beispielsweise das 2009 ins Leben gerufene Regiekonzept „Rewe To Go“ eine gesunde Alternative zu Fast-Food-Angeboten. Der Marktleiter eines Regiebetriebs gilt im Markt zwar als Chef, ist letztendlich aber ein Angestellter, der im Gegensatz zum Leiter eines selbstständigen Betriebs ein festes Gehalt bekommt.
In aller Kürze