Die Halal-Branche boomt. Experten schätzen, der Markt in Deutschland habe ein Potential von vier bis fünf Milliarden Euro. Lebensmittelhersteller wie Nestlé, Dr. Oetker, Wiesenhof, Meggle und Haribo bieten alle Halal-Produkte an. Doch warum ist das ein schwieriges Thema für den LEH?
Der Bonner Süßwarenproduzent Haribo ließ 2001 für die Herstellung und Zertifizierung von Gummibärchen mit Rindergelatine eine Fabrik in der Türkei bauen. Nestlé ist laut eigenen Angaben führend bei der Produktion islamisch statthafter Nahrungsmittel. Mehr als 80 der 456 Werke seien als „halal“ zertifiziert. Yayla ist ein Hersteller von Fleischprodukten, die gemäß islamischen Vorgaben hergestellt wurden, also „halal“ sind.
Definition Halal
Das arabische Wort „halal“ bedeutet übersetzt „das Zulässige, Erlaubte und Gestattete“.
Unter muslimischen Verbrauchern gehört der Begriff zum allgemeinen Konsumbewusstsein.
Das Gegenteil ist „haram“, also „verboten
Mit der Sucuk-Wurst fing alles an
Vor rund 20 Jahren brachte Yayla die türkische Knoblauchwurst Sucuk auf den deutschen Markt und vor gut zehn Jahren Halal-Wiener. Das Ziel des Lebensmittelanbieters aus Krefeld: Im deutschen Supermarkt soll künftig ganz selbstverständlich auch die Halal-Wurst stehen.
Deutsche Hersteller haben den Markt entdeckt, agieren aber noch etwas zurückhaltend, meint Mahmoud Tatari, Geschäftsführer von Halal Control auf LP-Anfrage. Die Prüf- und Zertifizierungsstelle für Halal-Lebensmittel in Rüsselsheim am Main prüft Produkte sowie deren Produktionssysteme und zertifiziert sie mit einem geschützten Güte-Siegel.
Angekommen als Lebensmittel mit ethischen Attributen sei halal in Deutschland noch nicht, so Tatari weiter. Das liege vermutlich daran, dass die Mehrheit der Bevölkerung eben nicht muslimisch ist. In Deutschland leben mehr als 3,5 Millionen Muslime.
Halal-Produkte gewinnen im Handel mehr an Bedeutung
Aldi, Rewe, Lidl, Penny und Edeka bieten Halal-Produkte wie Süßwaren, Käse, Backwaren, Öle und Fette an einzelnen Standorten an. Die Supermarktketten Tegut und Globus bieten keine Produkte in ihrem Sortiment an. Auch Stefan Grubendorfer, Marktleiter des Edeka-Centers Grubendorfer in Herdecke, hat kein Halal-Sortiment in seinem Markt: „Die Nachfrage der Kunden hängt oft mit dem Einzugsgebiet zusammen.“
So leben beispielsweise in bestimmten Stadtteilen von Köln, Berlin und im Ruhrgebiet viele Bürger muslimischen Glaubens.
In jüngster Zeit gibt es immer mehr Tiefkühlprodukte, die den Regeln entsprechen. Bis vor einigen Jahren wurden solche Convenience-Produkte für die schnelle Küche wie Burger, Frikadellen, Würstchen, Pizza und Döner-Fleisch in erster Linie über türkische Supermärkte verkauft. Doch mittlerweile haben sie sich auch in den Tiefkühltruhen im Lebensmittelhandel etabliert.
„Insgesamt gewinnen Halal-Produkte in Deutschland an Bedeutung. Döner & Co. haben zu einem gewissen Bekanntheitsgrad des Begriffs beigetragen“, berichtet Halal-Control-Geschäftsführer Mahmoud Tatari.
Begriff ist rechtlich nicht geschützt
Für die Zurückhaltung im deutschen Lebensmitteleinzelhandel sind die Gründe komplex. Zum einen fürchtet der Handel die Reaktion nicht muslimischer Kunden auf das Angebot. Tatsächlich gab es wohl auch schon mal böse Briefe an Händler, der versuchsweise entsprechende Produkte listete. „Von solchen Hass-Postings habe ich gehört, aber wer so etwas schreibt, gehört nicht zu unseren Kunden“, betont Edeka-Kaufmann Stefan Grubendorfer.
Zum anderen ist der Begriff in der EU lebensmittelrechtlich nicht geschützt. Für die Produkte gibt es bisher keine einheitlichen Standards, die bei einer Zertifizierung überprüft werden. So bieten muslimische Verbände zahlreiche verschiedene Siegel auf dem Markt an. Oft sind die Prüfkriterien unklar.
„Die Nachfrage nach einer Zertifizierung steigt global. Deutsche Unternehmen lassen sich überwiegend für ihre Exportgeschäfte zertifizieren. Darunter fallen unter anderem Rohstoffe, diverse Halbfabrikate, Milchprodukte und Fleisch“, erklärt Halal-Control-Geschäftsführer Mahmoud Tatari.
Im Umgang mit Halal-Produkten ist es für Unternehmen wichtig, dass sie vom Wareneingang bis zum Vertrieb halal-konform produzieren. So dürfen unter keinen Umständen Halal-Waren durch Haram-Produkte wie Schweinefleisch und Alkohol kontaminiert werden. In Produktions-, Lager- und Kühlräumen müssen Halal-Artikel von konventionell erzeugter Ware strikt getrennt sein.
Das Wichtigste in Kürze
Ist ein Lebensmittel halal, entspricht es muslimischen Speisevorschriften: Frisches Obst und Gemüse, Frischmilch, Ei und Fisch ist immer halal. Fleisch von Huhn, Rind und Schaf dagegen ist halal, wenn die entsprechenden Schlachtbedingungen erfüllt werden.
Damit Speisen halal sind, müssen einige Kriterien beachtet werden. Es gibt aber bislang noch keinen einheitlichen und geschützten Standard wie ein Prüfsiegel für die Orientierung.
Hygiene und Rückverfolgbarkeit während der gesamten Produktion vom Rohstoff bis zum Endprodukt sind unerlässlich.
Die Halal-Branche boomt. Experten schätzen, der Markt in Deutschland habe ein Potential von vier bis fünf Milliarden Euro. Lebensmittelhersteller wie Nestlé, Dr. Oetker, Wiesenhof, Meggle und Haribo bieten alle Halal-Produkte an. Doch warum ist das ein schwieriges Thema für den LEH?
Der Bonner Süßwarenproduzent Haribo ließ 2001 für die Herstellung und Zertifizierung von Gummibärchen mit Rindergelatine eine Fabrik in der Türkei bauen. Nestlé ist laut eigenen Angaben führend bei der Produktion islamisch statthafter Nahrungsmittel. Mehr als 80 der 456 Werke seien als „halal“ zertifiziert. Yayla ist ein Hersteller von Fleischprodukten, die gemäß islamischen Vorgaben hergestellt wurden, also „halal“ sind.
Definition Halal
Mit der Sucuk-Wurst fing alles an
Vor rund 20 Jahren brachte Yayla die türkische Knoblauchwurst Sucuk auf den deutschen Markt und vor gut zehn Jahren Halal-Wiener. Das Ziel des Lebensmittelanbieters aus Krefeld: Im deutschen Supermarkt soll künftig ganz selbstverständlich auch die Halal-Wurst stehen.
Deutsche Hersteller haben den Markt entdeckt, agieren aber noch etwas zurückhaltend, meint Mahmoud Tatari, Geschäftsführer von Halal Control auf LP-Anfrage. Die Prüf- und Zertifizierungsstelle für Halal-Lebensmittel in Rüsselsheim am Main prüft Produkte sowie deren Produktionssysteme und zertifiziert sie mit einem geschützten Güte-Siegel.
Angekommen als Lebensmittel mit ethischen Attributen sei halal in Deutschland noch nicht, so Tatari weiter. Das liege vermutlich daran, dass die Mehrheit der Bevölkerung eben nicht muslimisch ist. In Deutschland leben mehr als 3,5 Millionen Muslime.
Halal-Produkte gewinnen im Handel mehr an Bedeutung
Aldi, Rewe, Lidl, Penny und Edeka bieten Halal-Produkte wie Süßwaren, Käse, Backwaren, Öle und Fette an einzelnen Standorten an. Die Supermarktketten Tegut und Globus bieten keine Produkte in ihrem Sortiment an. Auch Stefan Grubendorfer, Marktleiter des Edeka-Centers Grubendorfer in Herdecke, hat kein Halal-Sortiment in seinem Markt: „Die Nachfrage der Kunden hängt oft mit dem Einzugsgebiet zusammen.“
So leben beispielsweise in bestimmten Stadtteilen von Köln, Berlin und im Ruhrgebiet viele Bürger muslimischen Glaubens.
In jüngster Zeit gibt es immer mehr Tiefkühlprodukte, die den Regeln entsprechen. Bis vor einigen Jahren wurden solche Convenience-Produkte für die schnelle Küche wie Burger, Frikadellen, Würstchen, Pizza und Döner-Fleisch in erster Linie über türkische Supermärkte verkauft. Doch mittlerweile haben sie sich auch in den Tiefkühltruhen im Lebensmittelhandel etabliert.
„Insgesamt gewinnen Halal-Produkte in Deutschland an Bedeutung. Döner & Co. haben zu einem gewissen Bekanntheitsgrad des Begriffs beigetragen“, berichtet Halal-Control-Geschäftsführer Mahmoud Tatari.
Begriff ist rechtlich nicht geschützt
Für die Zurückhaltung im deutschen Lebensmitteleinzelhandel sind die Gründe komplex. Zum einen fürchtet der Handel die Reaktion nicht muslimischer Kunden auf das Angebot. Tatsächlich gab es wohl auch schon mal böse Briefe an Händler, der versuchsweise entsprechende Produkte listete. „Von solchen Hass-Postings habe ich gehört, aber wer so etwas schreibt, gehört nicht zu unseren Kunden“, betont Edeka-Kaufmann Stefan Grubendorfer.
Zum anderen ist der Begriff in der EU lebensmittelrechtlich nicht geschützt. Für die Produkte gibt es bisher keine einheitlichen Standards, die bei einer Zertifizierung überprüft werden. So bieten muslimische Verbände zahlreiche verschiedene Siegel auf dem Markt an. Oft sind die Prüfkriterien unklar.
„Die Nachfrage nach einer Zertifizierung steigt global. Deutsche Unternehmen lassen sich überwiegend für ihre Exportgeschäfte zertifizieren. Darunter fallen unter anderem Rohstoffe, diverse Halbfabrikate, Milchprodukte und Fleisch“, erklärt Halal-Control-Geschäftsführer Mahmoud Tatari.
Im Umgang mit Halal-Produkten ist es für Unternehmen wichtig, dass sie vom Wareneingang bis zum Vertrieb halal-konform produzieren. So dürfen unter keinen Umständen Halal-Waren durch Haram-Produkte wie Schweinefleisch und Alkohol kontaminiert werden. In Produktions-, Lager- und Kühlräumen müssen Halal-Artikel von konventionell erzeugter Ware strikt getrennt sein.
Das Wichtigste in Kürze